1933 - 1945

Novemberpogrom 1938 in der Wasserstraße in Attendorn
Bei den Pogromen im November 1938 wurde auch das Kaufhaus Cohn in der Wasserstraße zerstört. (Quelle: Stadtarchiv Attendorn)

Angesichts des unvorstellbaren Leids, das dem europäischen Judentum und damit auch den jüdischen Familien in Attendorn während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zugefügt wurde, und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass inzwischen 80 Jahre seit der Pogromnacht 1938 vergangen sind, ist es wichtig, die Geschichte der jüdischen Familien Attendorns und damit auch dieses dunkle Kapitel Attendorner Stadtgeschichte in Erinnerung zu rufen und zu dokumentieren.

 

Die Juden sind immer diskrimiert worden. Auch in Attendorn. Doch erst mit der "Machtübernahme" Adolf Hitlers wurde der Antisemitismus zur Staatsraison.

 

Wie verbreitet der Judenhass auch auf lokaler Ebene war, zeigt sich an der Beteiligung der Attendorner Bevölkerung am Boykott der jüdischen Geschäfte im April 1933 und dem Ausschluss der Attendorner Juden aus dem Attendorner Vereinsleben.

 

Mit immer neuen Gesetzen wurde die jüdische Bevölkerung zusehends aus der "Volksgemeinschaft" ausgegrenzt. Ein erster "Höhepunkt" des Antisemitismus waren die Pogrome am 9. und 10. November 1938. Die Geschäfte mehrerer Attendorner Juden waren ebenso verwüstet worden, wie einige Wohnungen jüdischer Familien. Bis dahin angesehene Kaufleute wurden in "Schutzhaft" genommen und teilweise erst nach Wochen wieder aus den Konzentrationslagern und Gefängnissen entlassen. Jüdische Unternehmen, die nicht unerheblich zum heutigen Wohlstand Attendorns beigetragen hatten, wurden auch in unserer Stadt "arisiert".

 

Wer es bis 1940 nicht geschafft hatte, Deutschland zu verlassen, der musste mit dem sicheren Tod rechnen.

 

Manche Attendorner Juden versuchten dem Antisemitismus in unserer Stadt und der drohenden Deportation durch einen Wegzug in Großstädte wie Düsseldorf, Köln, Wuppertal, Frankfurt/Main, Berlin oder München oder sogar durch Suizid zu entkommen. Einigen gelang die Flucht ins Ausland.

 

Wir müssen davon ausgehen, dass kein in Deutschland verbliebenes Mitglied der ehemaligen jüdischen Gemeinde Attendorns den Holocaust überlebt hat. Vor ihrem Tod fristeten manche noch ein unmenschliches Dasein in den Ghettos und Lagern.