Dies ist das frühere Wohnhaus von Emil und Betty Stern, den letzten verbliebenen Juden in Attendorn.
Die in Siegen geborenen Emil und Betty Stern waren die Geschwister von Hermann Stern, dem Inhaber des Kaufhauses Lenneberg. Dort waren Emil und Betty Stern angestellt.
Zunächst lebten Emil Stern und seine Schwester Betty im eigenen Haus, Hindenburgwall, heute Südwall, gegenüber der heutigen Attandarra-Grundschule. Sie waren die letzten verbliebenen Juden in Attendorn und mussten nach der Reichspogromnacht ihr eigenes Haus veräußern und bis zu ihrem Freitod 1942 zur Miete im alten Böheimerschen Haus (Breite Techt 97) wohnen.
Nach der Reichspogromnacht hatten sie weitere Erschwernisse und Beschränkungen im täglichen Leben durch die Nationalsozialisten zu ertragen. So wurde ihnen u. a. die Ausgangszeit und auch die Zeit für den persönlichen Einkauf vorgeschrieben, ebenfalls wurden ihnen die Lebensmittelkarten beschnitten.
Am 27. Juli 1942 sollten die beiden letzten Attendorner Juden ins Altersghetto Theresienstadt evakuiert werden. Nachdem beide von der bevorstehenden Verschickung Kenntnis erhalten hatten, nahmen sie ein stark wirkendes Schlafmittel ein. Das Gift war ihnen, wie Gerhard Gabriel Stern an Klaus Dietermann, Siegen, auf einer Karte berichtete, von einem der Familie Stern befreundeten Attendorner Apotheker verschafft worden.
Emil Stern wurde am Tag des Abtransports nach Dortmund tot in seinem Bett aufgefunden, seine Schwester war bewusstlos. Auf Anordnung der Gestapo in Dortmund wurde sie von der Sanitätskolonne des Roten Kreuz in bewusstlosem Zustand nach Dortmund transportiert und dort in das gefürchtete Gestapogefängnis "Steinwache" eingeliefert; dort soll sie zwei Tage später verstorben sein.
Emil Stern wurde auf dem jüdischen Friedhof in Attendorn beerdigt.
Frau Fine Reuber, geb. Schmidt, berichtete über den Tod der Geschwister Stern: „Beide hatten Gift genommen; der Max Lenneberg hatte ihnen dazu geraten, wenn sie dem allen entgehen wollten. Emil Stern ist von meinem Vater beerdigt worden. Er hatte meinem Vater einige Tage vorher geschrieben, es würde demnächst die Stadt an ihn herantreten, um etwas auszuführen; er möchte doch seinem Wunsch entsprechen; er hat ihm auch das Geld (für den Sarg) gegeben. Mein Vater hat von Stinns einen Sarg gekauft, und ein Geselle und mein Vater haben ihn eingesargt. Emil Stern hat ganz friedlich, völlig unverkrampft, im Bett gelegen. Der ehemalige Totengräber hat das Grab geschaufelt. Auf der Handkarre haben sie den Emil zum Friedhof gefahren und dort begraben.“