Schawuot - Zwei Tage Wochenfest

Gezeichnete Collage zu Schawuot
(Foto: Fotolia, Amelie)

 Sieben Wochen nach Ostern feiern die Christen das Pfingstfest. In derselben Zeit feiern die Juden ebenfalls ein Fest: Schawuot. In diesem Jahr (2017) vom 30. Mai bis zum 1. Juni.

 

Schawuot dauert in Israel einen Tag, in der Diaspora zwei. Und heißt trotzdem „Wochenfest“. Das Fest findet nämlich sieben Wochen (und einen Tag) nach Pessach statt, also genau am 50. Tag danach.

 

Im Laufe der Zeit hat sich die Bedeutung von Schawuot verändert. Ursprünglich war es ein Erntedankfest. Doch im Laufe der Diaspora erhielt Schawuot eher eine theologische und spirituelle Aufwertung. Heute gilt Schawuot als Gedenktag an die Zeit, als den Menschen die Thora gegeben wurde, also die Offenbarung Gottes am Berg Sinai.

 

Im Mittelpunkt der Liturgie in der Synagoge steht die Lesung der zehn Gebote. Daneben liest man auch aus dem Buch Ruth. Denn die Geschichte Ruths, die sich als Nichtjüdin zum Judentum bekannte, spielte in der Erntezeit. Und außerdem ist Ruth die Ahnin König Davids, der an Schawuot geboren sein soll.

 

Jede Menge Käse

Ach ja, das Thema Essen. ;-) Das spielt zu Schawuot natürlich auch wieder eine große Rolle. Am Tag der Gabe der Thora werden nur milchige Speisen gereicht, zum Beispiel jede Menge Käse in allen Variationen. Fleisch gehört nicht auf den Tisch. „Das Volk Israel hat am Sinai die Thora begierig aufgenommen, wie ein Baby seine Milch“, so sagt man dazu in dem Land, in dem bekanntlich Milch und Honig fließen.

 

Zu Schawuot gehört – vor allem in den orthodoxen Gemeinden – noch die Tradition der „Tikkun“-Nacht. Die ganze Nacht hindurch werden besondere Texte gelesen und studiert. Jung und Alt sitzen über uralte Texte gebeugt, um dann am Morgen übermüdet, aber mit tanzender und lachender Seele zum Morgengebet zu schreiten. „Tikkun“ heißt auf Deutsch „Verbesserung“ und soll das peinliche Verhalten des jüdischen Volkes kompensieren, so heißt es in jüdischen Kreisen. Denn das Volk ist vor der Offenbarung einfach in einen Tiefschlaf gefallen, hatte zuvor ordentlich Mist gebaut. Denn die ersten Zehn Gebote hat Mose laut jüdischer und christlicher Überlieferung zerschmettert, weil das jüdische Volk das Goldene Kalb anbetete. Also musste Mose noch einmal den Berg hinaufklettern, um dann mit den neuen Zehn Geboten zurückzukehren.

 

Pfingsten

Natürlich gibt es auch zu Schawuot eine Verbindung des Judentums zum Christentum. Überall auf der Welt wird die Synagoge - wie die Kirche - mit Blumen, Ästen und Zweigen geschmückt, denn an diesem Tag symbolisiert sie den Sinai. Ahmen die Juden nun dem Christentum nach? NATÜRLICH NICHT, denn schließlich ist das Judentum der ältere Glaube, aus dem das Christentum entstand. Dabei blieben viele Elemente des einstigen jüdischen Feiertages erhalten. Aus Schawuot wurde bei den Christen Pfingsten. Zwischen Ostern und Pfingsten liegt übrigens die gleiche Zeitspanne wie zwischen Pessach und Schawuot. Ach ja, noch etwas: der englische Name für Pfingsten, „Pentecost“, rührt vom altgriechischen Wort für fünfzig her.

 

Die großen Religionen dieser Welt bleiben eben doch miteinander verbunden…

Quellen:

  • „Was ist koscher? – Jüdischer Glaube, jüdisches Leben“ (Paul Spiegel, Ullstein Verlag, 2003)
  • wikipedia.de