Station  8 - Waldenburger Weg 11: "Villa Zion"

Historische Aufnahme einer Familie
Großmutter Kahns Geburtstag. (Bildarchiv Hosenfeld)

Das Wohnhaus der Familie Julius Ursell am Waldenburger Weg wurde im Jahr 1925 für 100 000 Mark (Angaben aus der Wiedergutmachungsakte) erbaut und im Attendorner Volksmund „Villa Zion“ genannt.

 

Über die Familie Julius Ursell berichteten Herr Rudolf Scherer und Frau Mathilde Vigener.

 

Herr Scherer: „Ich wohne unmittelbar benachbart von der früheren Villa Julius Ursell. Wir hatten mit der Familie Ursell immer sehr guten Kontakt. Die Familie Ursell bewohnte das Haus alleine; soweit ich mich erinnern kann, hatte es 13-14 Wohnräume, die voll eingerichtet waren. Es handelte sich durchweg um wertvolle Einrichtungsgegenstände. Es waren kostbares Porzellan, wertvolle Gemälde und Kunstgegenstände (Figuren usw.) vorhanden. Die Ausstattung an Silber war entsprechend. Ich kann mich erinnern, daß bei größeren Gesellschaften, die im Hause Ursell gegeben wurden, die Tafel einheitlich für über 40 Personen mit kostbarem Porzellan und Silber gedeckt war. Es kam auch öfter vor, daß das Silber der Familie Ursell, bevor sie verreiste, in einem großen Besteckkasten, der zu zweit getragen werden mußte, zur Aufbewahrung in unser Haus gebracht wurde. Aus Unterhaltungen mit Frau Ursell weiß ich, daß in der Villa Ölgemälde im Werte von 15- 1800 RM vorhanden waren. Den Gesamtwert der Hauseinrichtung vermag ich allerdings nicht annähernd zu schätzen.“

 

Frau Vigener: „In der Zeit vom 15. 1. 1931 bis Ende 1935 bin ich bei der Familie Julius Ursell in Attendorn, Waldenburger Weg, als Hausangestellte tätig gewesen. Von der Partei aus wurde mir dann untersagt, weiterhin in dem jüdischen Haushalt tätig zu sein. Nach dem Tode des Herrn Julius Ursell (Februar 1936) war ich dann wieder bis zum August d. J. im Hause Ursell. Über die Wohnungseinrichtung kann ich folgendes berichten: Das Haus hatte im Erdgeschoß außer einer Küche und einer großen Diele 1 Wohnzimmer, 1 Eßzimmer und 1 Herrenzimmer. Im ersten Stock befand sich das Elternschlafzimmer, 1 Schlafzimmer des Sohnes, 1 Schlafzimmer für die zwei Töchter und 1 großes Fremdenzimmer. In der Mansarde war 1 Schlafzimmer für die Hausangestellte, 1 Fremdenzimmer und 1 Nähzimmer. Sämtliche Räume des Hauses waren überdurchschnittlich gut eingerichtet, besonders wertvoll waren das Speisezimmer und das Elternschlafzimmer. Es war wertvolles Porzellan und Silber vorhanden, ebenso wertvolle Gläser aller Art (Römer usw.) und Kristallsachen. Die umfangreichen Silberbestecke waren eigens in einem Schrank untergebracht. Den Gesamtwert der Wohnungseinrichtung vermag ich nicht schätzungsweise anzugeben.“

 

Zum Grundstück der Familie Julius Ursell gehörte ein großer privater Tennisplatz.

Eine Villa
Die "Villa Zion" heute. (Foto: Tom Kleine)