Neben den jüdischen Kaufmannsfamilien Cohn, Ursell, Lenneberg und Böheimer lebte in Attendorn auch noch die jüdische Familie Guthmann, die in der Bleichergasse 329 eine Metzgerei betrieb, die sowohl von jüdischen als auch von christlichen Bürgern frequentiert wurde.
Moses Guthmann verkaufte im Jahr 1879 die Metzgerei in Dünschede, zog mit seiner Familie nach Attendorn und eröffnete dort eine neue Metzgerei.
Auch Moses Tochter Rosalie zog mit nach Attendorn und lebte wahrscheinlich in einem Haushalt mit dem Vater und ihrem Bruder Albert, der 1879 aus Gandersheim nach Attendorn zog.
Albert Guthmann war verheiratet mit Karoline "Lina" Fränkel aus Biblis, geboren am 15.05.1866. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen drei das Erwachsenalter erreichten.
Die erste Tochter Ernestine Sophie (geboren 1892) starb mit nur 13 Monaten.
Die zweitgeborene Tochter Sara, die später durch Heirat mit Max den Nachnamen Neugarten trug, wurde am 12. März 1893 geboren.
Die dritte Tochter Helene Hildegard wurde am 10. August 1895 geboren. Helene und ihre Familie bebten seit 1923 oder 1924 in Herne, bis sie in der NS-Zeit deportiert wurden.
Das vierte Kind und der erste Sohn Lothar wurde am 20. Juni 1898 geboren. Seit seiner Heirat mit Rosa Friedmann im Dezember 1928 lebte er in Höchheim, dem Heimatort seiner Ehefrau.
Albert Guthmann schlachtete nicht nur koscher für die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, d. h. nach den jüdischen Speisegesetzen - Blutentzug durch Schächten - sondern er nahm auch für Kunden aus der christlichen Einwohnerschaft Attendorns Schlachtungen vor.
Nach dem Tode seiner Frau am 19.08.1937 verzog Albert Guthmann nach Rheydt.
Einen ausführlichen Bericht über das Leben der Familie Guthmann hat die Attendornerin Brigitta Puth verfasst, der im Jahr 2011 im Band "Attendorn - gestern und heute" (Hrsg.: Verein für Orts- und Heimatkunde Attendorn, Nr. 33-2011, S. 3-22) veröffentlicht wurde: