"Eulen nach Jerusalem"

Christian Pospischil und Hartmur Hosenfeld

Zur Überreichung des Bürgerpreises 2016 an Hartmut Hosenfeld am 5. Mai 2017 an Bord der MS "Westfalen" hielt Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil die Laudatio.

 

Hier die Worte des Bürgermeisters:

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir kommen nun zum „Ehrenpreis“.

 

In diesem Fall ist diese Auszeichnung gleichzusetzen für sein „Lebenswerk“. Herzlich Willkommen, HARTMUT HOSENFELD.

 

Worte über diesen Mann zu verlieren, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. In diesem Fall besser ausgedrückt: Eulen nach Jerusalem. Denn niemand in unserer Stadt hat sich um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Attendorns dermaßen verdient gemacht wie Hartmut Hosenfeld.

 

Seit über 30 Jahren beschäftigt sich Hartmut Hosenfeld mit der jüdischen Geschichte in Attendorn. Seine umfangreichen Kenntnisse und Kontakte spiegeln sich in den bemerkenswerten und im In- und Ausland viel beachteten Büchern „Jüdisch in Attendorn“ (2006) und „Gabriel, ein unbekannter Stern aus Attendorn“ (2014) wieder, für die Hartmut Hosenfeld als Autor verantwortlich war. Der heute 77-jährige pensionierte Schulleiter der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule hält noch heute Vorlesungen und führt Schulklassen, Gruppen und andere Interessierte mit seiner besonderen Themen-Stadtführung „Jüdisch Leben in Attendorn“ zu den Plätzen ehemaligen jüdischen Lebens in unserer Stadt. Insbesondere die Aufarbeitung der Zeit von 1933 bis 1945 sorgt dafür, dass dieses dunkle Kapitel auch der Attendorner Stadtgeschichte nicht in Vergessenheit gerät.

 

Auch die Mitpflege des jüdischen Friedhofs sowie die Pflege der in Attendorn verlegten „Stolpersteine“ übernimmt Hartmut Hosenfeld bis zum heutigen Tage.

 

Bei dem alljahrlich stattfindenden „Friedensweg der Religionen“ übernimmt Hartmut Hosenfeld die Erklärungen zum Judentum in Attendorn.

 

Die in diesem Jahr erschienenen Infofolder „Stolpersteine in Attendorn“ und die dazu gehörende Gedenkblatt-Sammlung entstammen ebenso der Feder Hartmut Hosenfelds wie das Konzept zur Errichtung einer Gedenkstele anlässlich des 80. Jahrestages der Reichpogromnacht im Jahr 2018. Im kommenden Jahr sind rund um die Errichtung dieses Gedenkstele zahlreiche Veranstaltungen geplant, an deren Planung Hartmut Hosenfeld derzeit schon fleißig mitarbeitet.

 

Als Jurymitglied darf ich Ihnen eines verraten: Nie zuvor in der Geschichte des Attendorner Bürgerpreises hat es so viele Vorschläge für eine einzelne Person gegeben. Ich darf auch hier den ein und anderen Vorschlaggeber zitieren:

 

„Durch seine umfangreiche Forschungsarbeit und sein großes Engagement hat Hartmut Hosenfeld dafür gesorgt, dass die verschleppten und ermordeten Attendorner Bürger jüdischen Glaubens heute wieder im öffentlichen Bewusstsein der Stadt präsent sind.“

 

„Durch seine Bücher hat Herr Hosenfeld einen wichtigen Teil Attendorner Geschichte hinterlassen, der sonst für immer verloren gegangen wäre.“

 

„Herr Hosenfeld lässt die jüdische Geschichte Attendorns aufleben.“

 

„Hartmut Hosenfeld klärt auf und mahnt damit zukünftige Generationen zur Wachsamkeit. Er macht das schwierige Thema für Jugendliche greifbar.“

 

„Hinter seiner Arbeit steckt nicht nur ein enormer Einsatz, sondern auch Zivilcourage.“

 

„Dank Hartmut Hosenfeld werden die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus unserer Stadt aus ihrer Anonymität geholt und bekommen ihre einzigartigen Geschichten zurück.“

 

Lieber Hartmut Hosenfeld, auch ich persönlich bin sehr beeindruckt von Ihrem Engagement und Ihrem Einsatz. Und was das „Lebenswerk“ angeht, da möchte ich Friedrisch Nietzsche zitieren:

 

„Wer über sein Tages- und Lebenswerk nachdenkt, wenn er am Ende müde ist,

kommt gewöhnlich zu einer melancholischen Betrachtung:

das liegt aber nicht am Tage und am Leben, sondern an der Müdigkeit.“

 

Ich hoffe sehr, dass Sie noch lange nicht müde werden und weiterhin hellwach sind, was dieses wichtige Thema der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Attendorn angeht. Sollten Sie aber zumindest mal eine kleine Pause benötigen, dann können Sie sich ganz bestimmt auf Ihren „Lehrburschen“ Tom Kleine, der ja heute mit an Bord ist, verlassen.

 

Die Hälfte seines Preisgeldes leitet Hartmut Hosenfeld weiter nach Kenia. So wie im Übrigen all das Geld, welches er bei seinen „Stadtführungen durch das jüdische Attendorn“ einnimmt. Dort in Kenia gibt es die „Hupendo-School“ in Kangemi, einem Slum von Nairobi (Kenia) mit mehr als 100.000 Einwohnern. Und diese stolze Summe von 500 Euro können die dort ganz bestimmt sehr gut gebrauchen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

voller Bewunderung, Dankbarkeit und Respekt ziehe ich meinen Hut vor dem Bürgerpreisträger 2016 in der Kategorie „Ehrenpreis“, HARTMUT HOSENFELD.

 

 

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