(Mehr als) Eine alte Blechkanne, die nach Benzin stinkt

Eine alte Blechkanne in einer Vitrine
(Foto: Tom Kleine)

Mit einem geschichtsträchtigen Objekt haben sich Schülerinnen und Schüler des Rivius Gymnasiums Attendorn an dem internationalen Kunstwettbewerb „Zeit in Grau“ beteiligt.

 

An dem durch die „Eugeniusz Geppert Kunstakademie“ in Breslau ausgerufenen Kunstwettbewerb „Zeit in Grau“ nahmen in diesem Jahr auf Einladung von Attendorns polnischer Partnerstadt Rawicz über hundert Schülerinnen und Schüler aus der Hansestadt teil. Die Vorgabe des Wettbewerbs war, die Problematik des „Vergehens der Zeit" zu spiegeln und ausschließlich graue Farben zu verwenden.

 

"Zeit in Grau": Zur Pressemitteilung der Hansestadt Attendorn

 

Die 38 beteiligten Schülerinnnen und Schüler des Rivius Gymnasiums stellten dabei unter der Leitung des Kunstlehrers Gregor Gülker mit der alten und von der Initiative "Jüdisch in Attendorn ausgeliehenen „Ursell-Kanne“ eine besonders geschichtsträchtige graue Sache in den Mittelpunkt dieses besonderen Kunstprojektes.

 

Diese geschichtsträchtige Kanne sorgte für Schlagzeilen

Im Jahr 2019 sorgte diese alte Stahlblechkanne, die nach Benzin stinkt und an einigen Stellen Rost und Dreck angesetzt hat, für Schlagzeilen in Attendorn. Denn bei dieser Kanne handelt es sich um ein Objekt aus der ehemaligen Attendorner Fima A.A. Ursell, die von der jüdischen Familie Ursell geführt wurde.

 

Dieses historische Fundstück fand im Vorjahr dank des Einsatzes des Attendorners Benedikt Finger nach über 100 Jahre den Weg zurück nach Attendorn und ist nun bei der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ gut aufgehoben.

 

"Erinnerung an jüdische Familie: Fund mit besonderer Bedeutung für Attendorn" (Zum Bericht im Sauerlandkurier, 11.12.2019)

 

"Stillleben mit Tonne"

 Kunstlehrer Gregor Gülker erinnerte sich an diese wunderbare Geschichte und lieh sich die „Ursell-Kanne“ für den Kunstwettbewerb aus. Die Kanne wurde in die Mitte des Kunstraumes der Schule gestellt. Dieses „Stillleben mit Tonne“ inspirierte die Schülerinnen und Schüler des Rivius Gymnasiums, die sich während der Projektphase gleichzeitig mit der Geschichte der jüdischen Fabrikantenfamilie Ursell und dem jüdischen Leben in Attendorn beschäftigten und ihre Eindrücke mit in ihre Werke einfließen ließen. 

 

"Kunstunterricht und Geschichtsunterricht"

Tom Kleine von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ zeigte sich begeistert von den Ergebnissen: „Die Schülerinnen und Schüler des Rivius Gymnasiums haben es auf eine bemerkenswerte Art und Weise geschafft, den Kunstunterricht mit dem Geschichtsunterricht zu verbinden.“

 

Die Bilder fanden bei den Initiatoren in Polen großes Ansehen. Eine geplante Ausstellung der Bilder in Zusammenarbeit mit der Hansestadt Attendorn kann coronabedingt nicht realisiert werden. Interessierte können sich auf

 

https://padlet.com/gguelker/urselltonne

 

die Bilder zumindest auf einer von Gregor Gülker erstellten Online-Bildergalerie anschauen. 

 

Zudem gibt es immerhin eine schulinterne Ausstellung. In einer Vitrine im Eingangsbereich der Schule sind die Bilder ausgestellt. Und dazu natürlich die alte, graue und bestimmt berühmteste Kanne Attendorns.

Zwei Jugendliche und ein Erwachsener vor einer Vitrine
Sie präsentierten die schulinterne Ausstellung zum Kunstprojekt „Ursell-Kanne“ im Rivius Gymnasium Attendorn: (von links): Kunstlehrer Gregor Gülker und die beteiligten Schülerinnen Amelie Bartels und Marie Stute. (Foto: Tom Kleine)