Gabriel, ein (un)bekannter Stern aus Attendorn

Gerhard Gabriel Stern
Gerhard Gabriel Stern an seinem Lieblingsplatz am Jaffa-Tor in Jerusalem. (Foto: Bildarchiv Hartmut Hosenfeld)

Vor 35 Jahren - am 3. Mai 1983 - verstarb in Jerusalem der gebürtige Attendorner Gabriel Stern. Er gilt neben Martin Buber, dessen Assistent er war, als einer der Gründerväter Israels.

 

Der Humanist und Journalist Gabriel Stern, der als Gerhard Stern am 27. Oktober 1913 in Attendorn geboren wurde, setzte sich stets für die Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen ein. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Menschenrechte erhielt er 1981 den Emil-Grünzweig-Menschenrechtspreis. Die Hansestadt Attendorn hat außerdem im Jahr 1999 eine Straße im Neubaugebiet Biekhofen/Wippeskuhlen  nach ihm benannt.

 

Gerhard Stern war der Sohn von Henriette und Hermann Stern, die zur Zeit seiner Geburt das weit über Attendorn hinaus bekannte Kaufhaus Lenneberg in der Wasserstraße (heute Rossmann-Markt) besaßen.

 

Letzter jüdischer Abiturient in Attendorn und Flucht vor dem NS-Regime

Gerhard Gabriel Stern
(Foto: Bildarchiv Hosenfeld)

Gerhard machte 1933 am heutigen Rivius Gymnasium Abitur. Damit war „Stella“ (lat.: „Stern“), wie er von Freunden und Mitschülern genannt wurde, vor dem 2. Weltkrieg der letzte Abiturient jüdischen Glaubens in Attendorn.

 

1933 floh er vor dem NS-Regime nach Holland, wo er auf einem Lehrhof verschiedene Handwerke und die Landwirtschaft erlernen wollte, um sich auf sein Leben in Palästina vorzubereiten, wo Bauern und Handwerker dringend benötigt wurden. Das Handwerk und die Landwirtschaft lagen ihm nach eigener Aussage jedoch nicht.

 

1936 wanderte Gerhard Stern, der nun den Vornamen Gabriel trug, von Holland nach Jerusalem aus und studierte dort Judaistik, Arabisch und Islamkunde, allerdings ohne Abschluss. Als Journalist u.a. für die linkszionistische Zeitung „Al Ha-Mischmar“ und Gründungsmitglied der Organisation „Ichud“ (Union, Einigung), die sich für einen arabisch-jüdischen Staat einsetzte, in dem keine Gruppe die andere dominieren sollte, kämpfte er stets für die Menschenrechte und bemühte sich um Verständigung.

 

Stern wollte alle Menschen vereinigen. Sein Traum von einem Staat, in dem Juden und Araber gemeinsam und friedlich leben können, erfüllte sich bis heute leider nicht.

 

 

Zu Besuch in Attendorn

Gabriel Stern im Jahr 1982 auf dem jüdischen Friedhof in Attendorn
Gabriel Stern im Jahr 1982 auf dem jüdischen Friedhof in Attendorn bei der Enthüllung der Gedenktafel. (Foto: Bildarchiv Hosenfeld)

1973 verlieh ihm die Stadt Jerusalem den Pressepreis und das arabische Dorf Abu Gosch ernannte ihn zum Ehrenbürger wegen seines Kampfes gegen das Unrecht. 1979 war er auf Einladung des Auswärtigen Amtes für 14 Tage auf einer Vortragsreise in Deutschland. Dabei besuchte er auch Attendorn.

 

1981 wurde ihm wegen seiner Verdienste um die Menschenrechte der Ehrenpreis der Association of Civil Rights verliehen. 1982 besuchte er die Welttagung des International Council of Christians und Jews in Berlin. Während dieser Deutschland-Reise stattete er seiner Geburtsstadt Attendorn einen weiteren Besuch ab, um an der Übergabe der Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof teilzunehmen.

 

Gabriel Stern starb am 3. Mai 1983 in Jerusalem an den Folgen eines Herzanfalls.

 

Literatur über Gabriel Stern

Das Cover des Buches Gabriel, ein unbekannter Stern aus Attendorn

Wer mehr über das spannende Leben von Gerhard Gabriel Stern erfahren möchte, dem sei die Biographie „Gabriel, ein unbekannter Stern aus Attendorn“ von Hartmut Hosenfeld empfohlen, die im Jahr 20013 veröffentlicht wurde und über den Buchhandel oder über das Kreisarchiv Olpe, Doris Clemens, Westfälische Straße 75, 57462 Olpe, Tel. 02761/81-593, E-Mail d.clemens@kreis-olpe.de bezogen werden kann.

 

Dazu erschien am 6. September 2015 u.a. auf der Homepage des „Lebenshaus Schwäbische Alb“ unter dem Titel „Ein guter Mensch, der alle Menschen achtete“ ein ausführlicher Bericht über das Leben und Wirken von Gabriel Stern. Dieser Text wurde (unter Kürzung mancher Abschnitte und der Fußnoten) dem folgenden, im Internet frei abrufbaren Sammelband entnommen:

 

Bürger, Peter (Hg.): Friedenslandschaft Sauerland - Beiträge zur Geschichte von Pazifismus und Antimilitarismus in einer katholischen Region. (= daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 77). Eslohe 2015.

 

Hier geht es zu diesem Bericht:

„Ein guter Mensch, der alle Menschen achtete

 

Ebenfalls gibt es einen Eintrag zu Gabriel Stern in der freien Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ (allerdings mit einem abweichenden Sterbedatum):

Gabriel Stern auf Wikipedia

 

Straßenschild Gerhard-Stern-Straße in Attendorn
Die Hansestadt Attendorn hat im Jahr 1999 im Neubaugebiet Wippeskuhlen/Biekhofen eine Straße nach Gerhard Stern benannt. (Foto: Tom Kleine)
Eine Bank mit dem Namenschild Gabriel Stern in Jerusalem
Diese Bank steht am Kreisel der Belgischen Botschaft in Jerusalem. (Foto: Bildarchiv Hosenfeld)